Romania, November 2002

land & dörfer

wechselnde kontraste: wälder, weide, heide, hügel & flachland, besiedelt dicht, kleine landwirtschaft, gärten, obstplantagen, steppenartig, strauchland

mattbunte farben in dumpfen tönen. blaßfahle buntheit, trockenes licht

weite teile des landes liegen brach. wenig landwirtschaft. nicht, daß die gegend unfruchtbar wäre. aber es ist billiger, lebensmittel aus nachbarländern wie Ungarn zu importieren, als sie selbst zu produzieren.

kilometerweit nicht ein einziges haus. dörfer wie auf historischen photographien. mit ausnahme einer blauen telephonzelle

die friedhöfe oft frei & unumzäunt auf wiesen und hügeln außerhalb der dörfer.

allerorts einzeln oder mehrere heuschober in den feldern, gärten und höfen von häusern: meterdick, mit einer senkrechten stange in der mitte, oben ein oder zwei äste oder ein autoreifen zum beschweren, plastikplanen & fetzen als regenschutz weithin in der landschaft verstreut.

aufgrund der wirtschaftskrise und fehlender arbeitsmöglichkeiten ziehen viele menschen aus den städten zurück auf das land. als selbstversorger bewirken sie in letzten 10 jahren eine ungewöhnliche wiederbelebung der dörfer.

an öffentlichen gebäuden bis in die kleinsten dörfer die rumänische + die EU flagge stolz & hoffnungsfroh vereint nebeneinander.

zigeuner bauen ihre (überdimensionalen) häuser nur, um sich bei der kunstvollen verzierung des daches mit üppigen flächen & formen aus zink auszutoben. wohnen tun sie eh nicht drin.

kirchenneubauten teils gewaltigen ausmaßes in den städten. während man bei uns nicht weiß, wie die vielen historischen kirchen erhalten, werden hier kirchen en masse neue gebaut. selbst in den kleinsten dörfern von verschiedensten (mehr oder weniger christlichen) glaubensgemeinschaften.

gebaut wird weitgehend ohne kräne und die baugerüste sind meist aus einfachen brettern zusammengenagelt. die baumaterialien sind kaum einheitlich. die ziegel beispielsweise unregelmäßig von ungleicher größe, was den oft über jahre unverputzt bleibenden mauern ein sehr lebendiges wenngleich äußerst instabiles aussehen verleiht.

verstreute heere von kopfweiden in der ebene nahe dem fluß. wie verloren wartende menschen stehen sie im gras. einzelne oder wenige rinder werden von hirten individuell betreut. größere schafherden (ber.) mit unterstützung von hirtenhunden.

straße

eine zweispurige äußerst kurvenreiche straße ist die hauptverbindung und transitroute von westen über Ungarn in den norden des landes, mitten durch Siebenbürgen. straßenbeleuchtung ist rar. das wäre nicht so schlimm, wenn die fahrbahn bzw. deren rand besser markiert wäre. bei nacht und insbesondere bei regen fährt man über schwarzen bahnen beinahe orientierungslos dahin.

die straßenverhältnisse haben sich gebessert in den letzten eineinhalb jahren. es gibt kaum autobahnen, wohl aber immerhin schon mehrspurige überlandstraßen auf den stark befahrenen hauptstrecken.

die einzige richtige autobahn, ein kurzer abschnitt nahe der Bukarest, wurde von ausländischen firmen gebaut und ist breits nach ein paar jahren reparaturbedürftig. jetzt wird gestritten, wer für die schäden haftet. den fremdsprachigen vertrag hat offenbar niemand richtig gelesen &/oder verstanden.

autos werden meist gleich dort repariert, wo sie (ungewollt) stehenbleiben. und das ist naturgemäß die/auf der fahrbahn. freilich ohne pannendreick selbst an den unübersichtlichsten stellen. ein wunder, daß nicht mehr passiert. zum anwärmen oder auch zum beleuchten der reparatur bei nacht wird neben dem auto ein feuer gemacht. statt 1 wagenheber 4 mann zugepackt.

ein land in dem noch autogestoppt wird (remember: hitchhiker!). ein öffentliches bussystem über land existiert praktisch nicht (mehr). nur ist es oft schwer, autostopper von prostituierten zu untercheiden, die beide gleichermaßen häufig und unübersehbar aufdringlich an den straßenrändern oder direkt auf der fahrbahn, auch an den unmöglichsten stellen anzutreffen sind. produkte aus örtlichen fabriken, z.b. gläser, werden von leuten am straßenrand verkauft.

gezählte 19 (in worten: neunzehn) tote hunde auf der straße in 5 tagen. wenn man bedenkt, daß wir fast die hälfte der strecke bei nacht gefahren sind und ich sicher auch bei tag einige übersehen habe, ist die zahl ohne weiteres zu verdoppeln.

nur wenige ausländische kennzeichen sind zu sehen, und wenn, dann handelt es sich wohl vorwiegend um rumänische gastarbeiter auf heimaturlaub aus D, A & gelegentlich I.

überall und regelmäßig polizei(kontrollen) mit umgehängter kalaschnikoff.

alles mögliche wird auf kleinen, überwiegend zweirädrigen handkarren transportiert. die sind oft nur aus alten eisentrümmern zusammengeschweißt und mit winzigen rädern, oft ohne dämpfenden reifen und keineswegs immer ganz rund. oder die last wird am rücken getragen. so wie von dem alten mann mit dem autoreifen und einer felge, getrennt (!), auf einer stange über der schulter, kurz vor dem paß über die Karpaten.

tatsächlich weitverbreitet nach wie vor pferdefuhrwerke, auf denen schlichtweg alles transportiert wird: von landwirtschaftlichen produkten über brennholz bis zum dieselmotor.

Bocia

gasthaus in rotweiß. daneben ein denkmal. gegenüber ein parkplatz mit bushaltestelle, eine mühle, heuschober, kopfweiden. wäschermädel waschen wäsche am bach.

Hateg

mitten durch die stadt fährt ein pickuptruck mit langen brettern schräg auf seiner ladefläche, drauf liegt mit verschränkten armen seelenruhig schlafend ein mann.

der angebliche euromillionär, der seine telekabellizenz verkauft hat, nun u.a. ein internetcafé betreibt & nebenbei seinen eigenen "nachtclub" in einer 3zimmer erdgeschoßwohnung eines wohnblocks betreibt. einen block weiter ähnliche räumlichkeiten nur kleiner sein winziges büro. am schreibtisch laptop & handy im liegestuhl, vor ihm ein tiger aus porzellan. er zeigt uns auf CDrom das angeblich 1. nicht unoriginelle rumänische pornovideo. ein angestellter liefert die samstäglichen einkünfte in bar ab. ein anderer zählt die scheine/millionen Lei am schmalen ende des schreibtisches.

fast alle häuser haben kachelöfen. die werden allerdings nicht mehr mit holz beheizt, sondern ein loch in den ofen gebohrt und über ein frei verlegtes rohrsystem gas eingeleitet. das ist billiger & praktischer. weniger hübsch das dazugehörige ventil & die feuerschutzeinrichtung samt rumhängenden kupferkabeln. ganz zu schweigen von den allgegenwärtigen grellgelb lackierten gasleitungen, die überirdisch (mannshoch & armdick) entlang der straßen und quer durch die gärten von haus zu haus verlaufen.

aus 2 mach 1, die zukunft (ent)steht vor der tür, hinterm haus oder in der garage (so vorhanden). in form zweier schrottreifer autos, die, zusammengeflickt, ein drittes, (zumindest zeitweilig) einigermaßen fahrtüchtiges ergeben.

the old preserve the old as their forefathers didn't. grandma was happy to throw out/away the beautiful though useless Pendeluhr.

altes gerümpel wird aufbewahrt in der hoffnung, es noch irgendwie benutzen zu können. vor geraumer zeit noch hat man einfach alles weggeschmissen, was den bescheidenen bedürfnissen im weg war. großmutter hat so etwa die noble alte pendeluhr entsorgt.

das familienalbum ist leer. keine bilder, keine erinnerungen. alles in ihren köpfen und herzen. wenig in büchern, verdreht. kaum sichtbares, nichts offizielles.

Hunedoara

am ende der gasse über den häusern dominant wie berge am horizont die schlote der fabriken. einem hohen mantelkragen gleich ziehen sich die industriebauten um den ort. sichtweit in anderer richtung eine prächtige burg das stammhaus des Matthias Corvinus wie ein märchenschloß auf einem stadtrandhügel. der noble knopf im lumpigen mantel um den armseligen körper.

der diktator macht eine großzügige handbewegung. seine adlaten deuten größe & bedeutung. das ergebnis ist eine fabrik von wenig bescheidenem ausmaß und fraglicher funktionalität/sinnhaftigkeit.

Ceausescu ließ noch in den 80er jahren fabriken bauen wo ursprünglich keine waren, oder bestehende gewaltig erweitern, um die alten aufzulassen. so sie jemals in betrieb genommen wurden stehen heute meist beide still & leer und werden sukzessive als altmetallquellen genutzt und abgebaut.
ein schimmelweißes pferd steht regungslos starr wie eine statue zwischen den pappeln am straßenrand.

wir verfolgen einen müllwagen im morgennebel über land. alles dampft. magisches hügelland. seltsamer geruch von süßer fäulnis liegt in der luft. neben einer kehre streckt sich über 100e meter eine rauchende mülldeponie.

nahe Copaceni

am weiten kahlen hügel in der ferne ein strahlend weißer klosterneubau mit silber(blech)dach.

mitten im hang schläft ein hirte auf der weide. seine pferde fressen derweil genüßlich heu aus dem wagen hinter ihm.

um die bewehrte kirchenmauer ein hain von bäumen. wie überall entlang der straßen, zwischen der fahrbahn und den häusern mehrere reihen von obstbäumen, deren stämme hüfthoch weiß gekalkt.

2 junge prostituierte vor ihrem haus am vorstadtstraßenrand plaudern mit einer alten frau/ins gespräch vertieft mit einer alten frau.

Cluj

auch in größeren städten müssen nicht alle straßen befestigt sein, gepflastert oder asphaltiert. zerfurcht buckelige erdpisten zwischen noblen neubauten neureicher. das beste viertel in der stadt heißt ja nicht gleich, daß die straßen einen belag haben müssen oder überhaupt eine halbwegs ebene oberfläche. geländewagenfreaks hätten ihre reine freude. vielleicht ein grund, daß sich auch hier der reichtum in entsprechenden fahrzeugen zeigt.

ältere herren, rein äußerlich nicht gerade von der nobelsten sorte, mit jungen mädchen, meist gleich mit mehreren, in den cafés und restaurants der stadt.

vereinzelt(e) oder ganze rudel streunender hunde, untertags & nächtens in den straßen trotten flotten schritts wie halbstarke jugendliche zwischen gehsteig & parkenden autos

die wilden hunde scheinen wesentlich ängstlicher, unterwürfiger als domestizierte. mit eingezogenem schwanz und verängstigtem blick bewegen sie sich in fast kriechendem gang nur verschüchtert zögerlich vorwärts.

der bürgermeister läßt in der stadt allerorten graben, um die wurzeln seines volkes freizulegen. am hauptplatz will er eine kopie der Trajanssäule in Rom aufstellen, auf welcher sehr prominent die einstigen bewohner des landes dargestellt sind. aller wahrscheinlichkeit nach hatten diese jedoch herzlich wenig mit den heutigen Rumänen zu tun.

in der stadt gibt es eine ungarische und eine rumänische universität. so weit neben den Rumänen noch andere vorhanden sind, verstehen sich die volksgruppen (mit ausnahme der zigeuner die machen nur probleme). jede spricht z.t. noch & manchmal ausschließlich ihre eigene sprache. die tochter eines ungarn & einer deutschen spricht kaum rumänisch & nur wenig deutsch, weil ihr vater im krieg am weg heim ins reich die deutschen nicht von ihrer besten seite erlebt hat. die schwägerin stammt aus Italien, hat aber ihre mutterspache gänzlich vergessen.

identitätslose gegenwart, (früh & neokapitalismus, in der nachfolge von/als) ergebnis von monarchie & kommunismus. berufung auf antike wurzeln (Rom, Daker). zur selbstbestätigung neuerrichtete denkmäler fragwürdiger figuren aus grauer vorzeit schmücken die zentralen plätze. rumänische heldendenkmäler so auch in deutschen und ungarischen städten. der 'Dacia', die nationale automarke (ein lizenzprodukt von Renault), ist benannt nach dem historischen volk der Daker, welches schon zu zeiten der Römer in dieser gegend gelebt haben soll.
vielerorts begegnet man einer anderswoher bekannten statue: mama roma - die Kapitolinische Wölfin mit Romulus & Remus an ihren zitzen saugend.
dieses symbol kann auch folgendermaßen gedeutet werden: die beiden säuglinge (das volk) nackt, verstoßen & hilflos ausgesetzt von ihren eltern. ihre ziehmutter ist ein raubtier, ihr ziehvater ein armer hirt. wenn der mensch verstoßen wird, läßt er sich auch mit wilden tieren ein.

als die beiden gemeinsam eine stadt gründen, erschlägt Romulus seinen bruder. diesem später sogar als gott verehrten brudermörder verdankt Rom seine verfassung und Rumänien sein vorbild.

übrigens wurden dem original der vorantiken wölfin die beiden knaben erst jahrhunderte später hinzugefügt.

Turda

die ganze stadt weiß gezuckert od. besser: grau bestäubt vom zement der lokalen industrie. eine andere stadt und ihre umgebung soll ganz schwarz gewesen sein von einer pigmentfabrik. schwarz die häuser, die wiesen, und sogar die schafe.

die straßenböschung fällt ca. 1 meter tief betoniert senkrecht ab ein sattelschlepper sitzt einsam im straßengraben fest, blockiert völlig eine der beiden (stark befahrenen) fahrbahnspuren. ein minenbergepanzer des militärs auf einem tieflader hält unmittelbar dahinter. die chauffeure der beiden fahrzeuge spazieren seelenruhig locker plaudernd zur unweit gelegen nächsten tankstelle.

Ludus

inmitten der (potentiell) idyllischsten naherholungshügellandschaft (im charakter ähnlich der Perchtoldsdorfer Heide) am rande einer industriestadt ein kleines tal randvoll gefüllt mit müll, sich türmend, rauchqualmend wie lava. grauschwarz. aber immer noch besser der müll konzentriert an einem ort als weithin verstreut wie sonst.

kilometerlange fernwärmeleitungen. dicke rohre entlang der straßen, je 2 parallel geführt und für den druck & dehnungsausgleich alle 100 meter zu einem vertikalen oder horizontalen bogen gekrümmt. dann plötzlich gekappt. fernwärme gibt es seit jahren nicht mehr. an den rohren wird mais zum trocknen aufgestellt.

ein ausnahmsweise dunkelbraunes pferd vor einem wagen, auf dem 3 schwarzgekleidete zigeunerinnen das pferd anfeuern zum vollen galopp auf der (asphaltierten) überlandstraße.

Tirgu Mures

im abendrot und verraucht nebeligen grau der gelbe rauch aus den schloten von Tirgu Mures

Sigisoara

Dracula der drache ist immer noch ein held, einer der wenigen unter insgesamt sehr wenigen bekannten herrschern des landes. fair im dienste/interesse seines volkes, aber grausam, v.a. gegenüber seinen feinden. ein rücksichtsloser draufgängerischer und egozentrischer monarch, der schließlich doch ein bißchen zu weit ging.

seine heimatstadt besitzt keine festung oder schloß, sondern eine kirche samt schule am höchsten punkt in ihrer mitte. als erstes und einziges lebewesen flog mir dort oben eine fledermaus um den kopf. später kamen noch zwei keifende hunde hinzu.

Brasov

am rande des neubauviertels, direkt am fuße der karpaten, kommen bären bis zu den häusern, um im müll nach genießbarem zu suchen. manche jüngere sollen gar in stiegenhäusern nächtigen.

die städte durften nach außen nicht erweitert werden, da gab es ein strenges gesetz. also wurde nach innen 'erweitert'. noch in den 80ern ließ Ceaucescu die historischen kerne vieler städte niederreißen, um dort moderne plattenbetonwohnsiedlungen zu errichten.

das haus der familie, bei der wir übernachten, wurde 1988gebaut. ich hätte es nach stil & zustand zu schließen um mindestens 20 jahre älter geschätzt. parkettböden, tür & fenserstöcke, möbel etc. wurden schon zum 3. mal verwendet. die früheren häuser der familie wurden zugunsten von neubausiedlungen abgerissen. der familie wurde jeweils vorher versichert, ihr haus stünde nicht in der geplanten abrißzone.

größere einfamilienhäuser bzw. villen durften nicht von einer familie allein bewohnt werden. sie wurden geteilt & aufgeteilt auf mehrere familien. viele menschen hatten ein haus mit garten und pflanzten dort als nötigste lebensgrundlage gemüse an, das sie verkauften und von dem sie lebten. mit ihren häusern & gärten verloren viele (der zu diesem zwecke zwangsenteigneten) auch ihre identität & existenzgrundlage. manche nahmen sich dann gleich noch selbst das leben.

andere wieder bekamen so das erste mal in ihrem leben überhaupt eine eigene wohnung mit fließendem wasser, bad und WC.

Karpaten

die karpaten nicht unähnlich den österreichischen voralpen. hinter Brasov knapp 1000m höher Predeal, eine art Semmering der Karpaten, bloß moderner, westalpinen zuschnitts. nicht wenig luxuriös für hiesige verhältnisse. skifahren ist groß in mode. leidenschaftlich wird von traumhaften pisten & schneeverhältnissen geschwärmt. dementsprechend gutgehend die wintersportgeschäfte.

straßenarbeiter in ihrer grell leuchtenden kleidung am lagerfeuer im straßengraben

am anderen ende des wintersportortes alte fabriken & arbeitersiedlungen. dann geht es steil bergab in die tiefebene des südens.

kürzlich wurde eine studie veröffentlicht. der reichste Rumäne besitzt 800 mio $. nach seiner braunen vergangenheit flüchtete er ins ausland, hatte später erfolg im handel mit Ceaucescu und heute erst recht.

neureiche gewinner haben sich bereits im alten regime herausgebildet. sie dürften nicht unwesentlich zu dessen sturz beigetragen haben, welches ihrer weiteren karriere im weg gestanden wäre. vom alten system jahrzehntelang geschwächt, sind es nun sie, die die (wenigen) vorhandenen reste an struktur & moral weiter untergraben. ansatzweise bemühungen & dringend nötige pionierarbeit schaffen/ung, wiederaufbau, rekonstruktion zerstörter bzw. nie vorhanden gewesener oder jemals funktionierender infrastruktur. recht zäh mangels materieller mittel & immaterieller motivation.

von der geschichte wieder und wieder überrollt, bleibt wenig übrig für die, die übrig bleiben.

Bukarest

Manhattan mix die reichen von den armen vierteln kaum getrennt, sondern durchmischt in & nebeneinander 5th Avenue + Lower Eastside graubunt vereint.

großstadtdschungel: winden & reben ranken sich über zersplitternde balkone bis zu den oberen stockwerken der wohnhochhäuser. in den bäumen unmittelbar davor hängen plastikfetzen.

zeitreise: westsüdost wir wechseln den ort & befinden uns in einer anderen zeit & welt bloß wann und wo sind wir gelandet? wo stehen/in welcher zeit leben die leute hier in den 60ern oder 70ern? des letzten oder des vorletzten jahrhunderts? oder noch weit früher? urzustand moderner zivilisation, eine vermischung der jahrhunderte. der 'clash of civilisations' kann sich auch im inneren ein und derselben gesellschaft ereignen.

soetwas wie radwege gibt es auch. zumindest in der hauptstadt. bloß radfahrer gibt es so gut wie keine. fahr & motorräder dienen überhaupt eher selten als fortbewegungs & transportmittel. die sind viel zu leicht zu klauen.

das winzige eingangskabuff der kinderklinik, glänzendblau lackiert in grellem neonlicht, mit gartenzwergen dekoriert. drin einsam an einem winzigen tisch der portier versunken in die lektüre einer zeitung.

ein akkordeonspieler vor den abgerissenen plakaten eines einst noblen kaufhauses am boulevard der Königin Elisabeth.

Brasov - Sibiu

ein feld von glashäusern wie getreide bedeckt den horizont.

der schweinehirt weidet seine tiere. vollbärtig, dunkel/schwarz verkrustet sitzt er in sich versunken auf der brückenbrüstung. eine monströse gefleckte muttersau samt über 1/2 dutzend auch nicht gerade winziger ferkel hinter sich/seinem rücken auf der steilen böschung unter ihm am fluß.

ein soldat macht auf der hohen hölzernen brüstung seines wachturms an der straße liegestütze um sich aufzuwärmen.

die luft geruchgeschwängert allerorts. die düfte wechseln: abgas, ergas, faulgas, schwefel, frischer rauch von holz und kalter rauch, holzasche, verbranntes laub im herbst, der einzigartig süßlichmodrige geruch östlicher prägung, noch aus der kindheit bekannt. diesel der besonderen art. in den häusern & wohnungen üppig würzig vom essen, mehr oder weniger appettitlich, muffiger mief von alten kleidern leben wie im secondhand land.

exhibition documentary artwork